Müller-Ebert, Johanna Trennungskompetenz: Die Kunst, Psychotherapien zu beenden (3608940049)
Nicht nur die Einleitung einer Psychotherapie erfordert ein besonderes Handlungs- und Bewusstseinsrepertoire seitens des Therapeuten, sondern auch ihre Beendigung und damit die zielgerichtete und reflektierte Einleitung der Endphase - und dies um so mehr in einer Zeit, in der die Dauer einer Behandlung stark durch enge finanzielle Rahmenbedingungen eingeschränkt ist. Der Therapeut muss heute viel mehr als früher Zeitmanagement lernen, und das umfasst ein individuell am Patienten orientiertes fachkundiges und ökonomisches Beendigungshandeln. Überraschenderweise gibt es über die Beendigungsphase in der Therapie kaum Literatur, und selbst von den 'Großen' der Psychoanalyse liegt nur wenig Systematisches vor, möglicherweise, wie Eva Jaeggi in ihrem Vorwort meint, weil Therapeuten selbst gerne dem Thema Abschied und Trennung ausweichen.
Die Autorin beginnt mit einer Darstellung des 'Beendigungswissens' für den Praktiker, in der die theoretischen und methodischen Voraussetzungen ebenso beschrieben werden wie einzelne technische Strategien, die zu einer fachgerechten und von beiden Seiten gewollten Beendigung führen. Ein historischer Rückblick auf die Erkenntnisse seit Freud, Ferenczi und Balint bis heute beendet den Grundlagenteil. Im Hauptteil erfolgt eine schulenspezifische Gegenüberstellung des jeweiligen Beendigungshandelns einzelner therapeutischer Richtungen, wobei ausgesuchte Fallbeispiele die jeweils unterschiedlichen Vorgehensweisen und Probleme illustrieren. Die Vignetten stammen aus den vier wichtigsten Therapierichtungen, nämlich aus der Psychoanalyse, der Gestalt-, der Gesprächs- und der Verhaltenstherapie.