Schrage, Wolfgang Der Erste Brief an Die Korinther (1. Kor 15,1-16,24) (3545231321)
Der 1. Korintherbrief ist wie kaum ein anderer Paulusbrief ein uberzeugendes Paradigma situations- und praxisbezogener Theologie. Mannigfache Irrungen und Wirrungen in der korinthischen Gemeinde, insbesondere ihr den eschatologischen Vorbehalt uberspringender 'Enthusiasmus', veranlassen Paulus zu dem an Themenvielfalt und Detailliertheit ungewohnlich reichen Brief, mit dem er die Gemeinde wieder auf den Boden der irdischen Realitat und der Nuchternheit der Agape zuruckzuholen sucht. Weil Paulus auf briefliche und mundliche Nachrichten uber die korinthische Gemeinde eingeht, ist sein Brief zugleich eine erstrangige Quelle fur die Alltags- und Glaubensprobleme einer jungen Missionsgemeinde inmitten des Synkretismus einer antiken Hafen- und Grossstadt. Nicht von ungefahr hat der Brief, der eine Fulle religionsgeschichtlicher und literarkritischer, epistolographischer und rhetorischer, soziologischer und ethischer Probleme aufwirft, in den letzten Jahren ofter als Ansatzpunkt fur mancherlei neue Fragestellungen in der Exegese gedient. Der Kommentar versucht, die korinthische Position sowie vor allem die theologische Argumentation des Paulus zu erschliessen. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei auf die Auslegungs- und Wirkungsgeschichte gelegt worden, deren Linien immer wieder bis in die Gegenwart ausgezogen werden, um den Blick fur das Chancen- und risikoreiche Potential zu scharfen, das dem paulinischen Ruf zur Einheit der Kirche, zum Zentrum des Evangeliums in Kreuz und Auferweckung Jesu Christi, zur Zukunftserwartung sowie zum konkreten christlichen Lebensstil und Gemeindeaufbau innewohnt und sich bis heute nicht erschopft hat. Der 4. Teilband (15,1-16,24) behandelt vor allem das theologisch zentrale Auferstehungskapitel 15, in dem der ganze Brief kulminiert und der Apostel seine fur Kirche und Theologie unuberholbare eschatologische Perspektive zu erkennen gibt. Ausgangspunkt ist eine in dieser Ausfuhrlichkeit einmalige und in ihrer Bedeutung fur den urchristlichen Osterglauben kaum zu uberschatzende Tradition, die Paulus durch seine eigene authentische Christuserscheinung erganzt. Im Vordergrund der paulinischen Argumentation stehen dann: die Glaubwurdigkeit des Osterzeugnisses und die desastrosen Folgen ihrer Leugnung, die unauflosliche Zusammengehorigkeit der Auferstehung Jesu Christi mit der der Toten, ferner die seit der Auferstehung Jesu Christi begonnene universale Gottesherrschaft und die neue Leiblichkeit der erwarteten Totenauferstehung. In Kap. 16 werden verschiedene Themen zur Sprache gebracht (Kollekte fur Jerusalem, Reiseplane u.a.). Am Ende stehen Schlussmahnungen und Grusse mit nur hier bezeugten Besonderheiten wie dem Maranatha.